Fachkräftemangel in der Logistik: Gründe, Auswirkungen und Lösungsansätze

3. Juli 2024

Stellen Sie sich vor, Sie leiten ein Logistikunternehmen – vom Wareneingang über die Lagerung, Kommissionierung, Verpackung und den Transport liegt alles in Ihrem Verantwortungsbereich. Sie sind auf den reibungslosen Ablauf der Supply-Chain angewiesen, denn Zeit ist hier buchstäblich Geld. Doch ungewollt kommt es immer wieder zu Verzögerungen: Da Sie zu wenige LKW-Fahrer haben, verspäten sich die Lieferungen. Chronische Unterbesetzung führt zu Erschöpfung bei den Lagermitarbeitenden und erhöht das Unfall- und Verletzungsrisiko, was weitere Ausfälle mit sich bringt.

Fachkräftemangel in der Logistik hat gravierende Folgen für Unternehmen und ihren Warenfluss. Darum ist es höchste Zeit, innovative Lösungen zu entwickeln, um Logistikmitarbeitende langfristig zu binden, Arbeitsbedingungen zu verbessern und Lagerprozesse zu optimieren. Darüber hinaus ermöglichen moderne Technologien eine wertschöpfendere Arbeit, indem sie den Mitarbeitenden neue Entwicklungsmöglichkeiten bieten.

Fachkräftemangel in der Logistik: Statistiken und Befragungen

Der Fachkräftemangel in der Logistik ist bittere Realität, wie zahlreiche Studien belegen:

  • Laut IFO-Institut meldeten rund 43 Prozent der befragten Firmen aus dem Sektor Verkehr und Lagerei Anfang 2024 einen Mangel an Fachkräften.
  • Eine Umfrage der Beekeeper AG zeigt auf, dass über 30 Prozent der Arbeitenden in der Logistikbranche im Raum DACH innerhalb der letzten 12 Monate ihren Job gewechselt haben.
  • Das Statistik-Portal Statista berichtet ebenfalls, dass 45 Prozent aller befragten Betriebe 2023 unter Schwierigkeiten durch Personalmangel gelitten haben.

Die Statistiken zeichnen branchenweit ein düsteres Bild. Und die Prognosen zeigen auch in Zukunft keine Entspannung – im Gegenteil, der Engpass an Arbeitskräften verstärkt sich laut aktuellen Umfragewerten drastisch weiter. So sagt beispielsweise die Organisationsberatung Korn Ferry bis zum Jahr 2030 einen globalen Fachkräftemangel von 85,3 Prozent für die Lieferketten der Logistikbranche voraus.

Gründe für Fachkräftemangel in der Logistikbranche

Doch warum herrscht in der Logistik Fachkräftemangel? Er resultiert zuerst einmal aus dem demografischen Wandel und der zunehmenden Überalterung unserer Gesellschaft. Geburtenschwache Jahrgänge sorgen dafür, dass für jene Mitarbeiter, die in Rente gehen, zu wenig Nachwuchs nachkommt. Des Weiteren nutzen einige Logistikfachkräfte Möglichkeiten, früher in Rente zu gehen, zum Beispiel mit der Rente ab 63. Dadurch fehlen sie dem Arbeitsmarkt schon einige Jahre früher. Neben den genannten Ursachen kommt der Personalmangel in der Logistik aber vor allem von der Unattraktivität des Arbeitsumfeldes. Dazu gehören:

  • hohe körperliche Belastung
  • lange Arbeitszeiten
  • unregelmäßige Schichten
  • die Notwendigkeit, unter Zeitdruck zu arbeiten

Daneben spielt das Klima am Arbeitsplatz ebenfalls eine wichtige Rolle. Laut einer Erhebung von Beekeeper AG nennt nahezu die Hälfte der Arbeitnehmer in systemrelevanten Berufen in der DACH-Region hierbei folgende Stressfaktoren:

  • niedrige Gehälter
  • unterbesetzte Schichten
  • mangelhafte Arbeitssicherheit

Schlechte Kommunikation und fehlende Anerkennung tragen zusätzlich zu Unzufriedenheit im Job bei. Diese Gründe führen nicht selten zur Kündigung oder zur Abwanderung in andere Berufszweige. Zuletzt haben auch Krisen wie z. B. Covid19 Auswirkungen auf den Personalmangel in der Logistik und anderen Wirtschaftszweigen.

Auswirkungen des Fachkräftemangels auf die Logistik

Der Mangel an Fachkräften hat gravierende Folgen: Fehlende Mitarbeiter bringen den Warenfluss ins Stocken. Es kommt zu Verzögerungen und Lieferengpässen. Das wiederum mündet schlimmstenfalls in Produktknappheiten und Produktionsstopps, was Preisanstiege verursacht. Darüber hinaus führen höhere Personalkosten und ein verringerter Absatz in Kombination mit weiteren inflationsfördernden Prozessen auf lange Sicht zu einer allgemeinen Verteuerung, Wachstumsverlust und Rezession der Wirtschaft.

Was können Logistikunternehmen gegen den Fachkräftemangel tun?

Die steigenden Personalengpässe in der Logistikbranche erfordern ein effektives Maßnahmenpaket mit kurz- und langfristigen Strategien. Dabei gibt es nicht die eine Patentlösung – jedes Unternehmen muss für sich geeignete Konzepte erarbeiten. Wichtig sind hierbei die

  • Steigerung der Arbeitgeberattraktivität
  • Verbesserung des Arbeitsumfeldes
  • Prozessoptimierung durch Lagerautomatisierung und Digitalisierung

Maßnahmen zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivität

Um dem Fachkräftemangel in der Logistik entgegenzutreten, ist es für Arbeitgeber wichtig, Konzepte zur Attraktivitätssteigerung auszuarbeiten. Dabei geht es darum,

  • die Wertschätzung der Mitarbeiter zu erhöhen,
  • ein angenehmes Arbeitsklima zu schaffen und
  • eine hohe Arbeitssicherheit zu gewährleisten.

Die Wertschätzung des Personals zeigt sich unter anderem durch mehr Flexibilität und Mitspracherecht bei der Erstellung der Schichtpläne. Eine ausgewogene Work-Life-Balance mit ausreichend Freizeit gehört ebenso dazu wie Weiterbildungsangebote und Aufstiegsmöglichkeiten. Bewährt hat sich überdies die überregionale Stellenausschreibung auf digitalen Plattformen. Ist der Arbeitgeber dann noch bei der Wohnungssuche am Arbeitsplatz behilflich, erleichtert dies Bewerbern aus entfernten Regionen die Entscheidung.

Positiv auf das Arbeitsklima wirken sich folgende Faktoren aus:

  • helle, freundliche Arbeitsstätten
  • die Bereitstellung von Kantinen, Freigetränken und Sozialräumen
  • das Angebot von ausreichend Ruhepausen
  • die Ausstattung der Mitarbeitenden mit Arbeitskleidung
  • regelmäßig durchgeführte Sicherheitsunterweisungen
  • Fort- und Weiterbildungen

Die Reduktion von Stress ist ebenfalls ein wichtiger Faktor. Durch den Einsatz von geeigneter Computersoftware lassen sich zum Beispiel Wünsche im Dienstplan besser berücksichtigen oder die Aufgabenplanung für jeden Mitarbeiter konkret und übersichtlich gestalten. Zudem fördern diese Prozesse die Arbeitssicherheit, was sich wiederum positiv auf die Mitarbeiterbindung auswirkt.

Bewerber „neu denken“ und Auszubildende fördern

Nachwuchsförderung ist ein unverzichtbares Standbein im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Logistikbetriebe, die die Zahl ihrer Auszubildenden erhöhen, investieren damit in ihre zukünftigen Mitarbeiter. Ideal ist es, wenn die Azubis bereits während der Lehrzeit fest in die betrieblichen Abläufe eingebunden werden und Aufgaben übertragen bekommen. Dadurch wachsen sie Stück für Stück in das Unternehmen hinein und sind nach ihrem Abschluss bereits voll integrierte Arbeitskräfte.

Wegen des Personalmangels sollten Firmen auch bei Bewerbungsprozessen gänzlich neue Wege einschlagen. Es kann hilfreich sein, den potenziellen Bewerberpool gezielt zu erweitern und neue Gruppen anzusprechen. Dazu gehören:

  • Menschen mit Einschränkungen
  • Rentner, die sich etwas dazuverdienen möchten
  • Quer- und Wiedereinsteiger
  • Personen, die einen Teilzeitjob suchen
  • Ausländische Fachkräfte

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